Ehemals suchterkrankt – stigmatisiert ein Leben lang?

Ehemals suchterkrankt – stigmatisiert ein Leben lang?
Hier meine eigenen Gedanken und Erfahrungen:

Auf meinem Weg der Heilung von einer Suchterkrankungkonnte ich vieles ergründen und erforschen.
Habe viele Erfahrungen gesammelt
über Ursachen,
über Dynamiken in der Familie,
über Abhängigkeit und Coabhängigkeit,
Schuld und Scham,
unterschiedliche Suchtmuster bei Männern und Frauen,
-speziell über Sucht bei Frauen,
über verschiedene Mittel und Wege der Gesundung bei Suchterkrankung,
verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten aus ganzheitlicher Sicht,
über Umgang mit Schuld und Scham Trauma und Suchtu.v.m.
Ich erkannte hinderliche Umstände auf dem Weg meiner Heilung und nutzte förderliche Faktoren
in mir,
in der Familie und in der Gesellschaft.

Für mich selbst ein spannender auch oftmals ein schmerzhafter Weg,
mich selbst,
mein Leben,
meinen Körper,
meinen Selbstwert,
mein Frau – Sein,
meine Lebensaufgabe und
meine schöpferische Kraft kennen zu lernen.

Meine Gefühle nicht mehr mit Suchtmittel zu betäuben,
sondern wirklich heilsame Möglichkeiten kennen zu lernen und zu nutzen, um meine Verletzungen zu heilen und Mitgefühl zu üben, besonders mit mir selbst.
Aus der Schuldfalle,
der Selbstverurteilung herauszutreten,
insbesondere auch in Beziehung zu meiner Familie und zu meinem näheren Umfeld.

Zu meiner eignen Kraft und Stärke zu finden, auch wenn das Umfeld erstmal weiterhin im alten Film der Angst und der alten Verletzungen gefangen war
… auch sie waren traumatisiert.
Ich bin in meinem Familiensystem geblieben und habe gelernt,
zu mir zu stehen,
meinen eigenen starken Weg zu gehen und vorzuleben,
die Herausforderungen des Lebens zu meistern.
Mich von schwächenden gesellschaftlichen Werten abzugrenzen …. denn sowohl übertriebener Körperkult, wie die „Coolness“ von Alkohol sind in der Gesellschaft akzeptiert..sogar auch manchmal schick.

Ich bin stolz darauf, einen eigenen heilsamen Weg konsequent zu gehen, auf dem ich innerlich frei und gesund bin.
Viele Wege beschreite ich auch alleine,
um meine Wertvorstellungen zu leben,
um meinen eigenen Bedürfnissen treu zu bleiben,
um mir selber verbunden und treu zu bleiben,
so bin ich aus einem ungesunden System er-wachsen.

Mein Körper gehört mir…. was empfohlen wird in Werbung, Büchern, Medien, um gesund zu bleiben,überprüfe ich sehr genau.
Ich wähle nach meinen Bedürfnissen …. Achtsam und wertschätzend mir selbst gegenüber
….jeder Körper, jeder Mensch hat seine ganz ureignen Bedürfnisse….und ist verantwortlich für sein Leben.
Nur so kann ich auch anderen wertschätzend und achtsam gegenübertreten ,weil ich weiß, wie sie sich Wertschätzung und Achtsamkeit anfühlt.

Ich habe gelernt, meinem Körper zu vertrauen.
Er sagt mir, was mir gut tut und was mir schadet.
Das wahrzunehmen war eine Übung für mich, die Ausdauer forderte.
So bin ich gesund geworden.
Ich habe mir versprochen,
mich mit dem zu nähren, was mir und meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele wohl tut.
Ich höre und schaue nach innen, dann kann Manipulation im Außen zwar stattfinden aber sie wird mich nicht ergreifen.

Allein sein zu können… ich bin mir meine beste Freundin und bin trotzdem verbunden.Nicht mehr abhängig zu sein, von der Liebe meines Umfeldes…. Denn – bin ich abhängig, kann mir bei passender Gelegenheit auch die Liebe entzogen werden, sollte ich mich anders verhalten, als es von mir erwartet wird.Ich bin stolz… kein falscher Stolz… sondern stolz auf mich, im Familiensystem wieder meinen Platz gefunden zu haben,nicht mehr durch Selbstaufgabe, sondern durch meine Stärke und mein Vorbild.

Während der Zeit meiner Sucht lebte ich mehr oder weniger in einem dauerhaften Burnout und funktionierte… Wollte es allen recht machen,wollte, dass es allen gut geht- das nenne ich jetzt Selbstaufopferung.
Übersah dabei, dass ich so auch die Lernprozesse meiner Mitmenschen behinderte, ihre eigene innere Stärke zu entwickeln.Aber wie sollte ich das, wenn ich selbst kein Vertrauen ins Leben hatte.
Ich kannte mich nicht wirklich, stellte meine Bedürfnisse hintenan, denn zu meinen Bedürfnissen hatte ich keinen Zugang.
Konnte so auch nicht für mich und meine Seele zu sorgen….
Das zu erkennen tat unendlich weh…

Jetzt ecke ich manchmal an, ent-täusche auch manche Menschen, weil ich nicht mehr nach ihren Erwartungen funktioniere
….das wird auch hin und wieder Egoismus genannt.
Für mich ein positiver Egoismus, den ich mir auch wirklich selbst, mit viel Mühe und Fleiß erarbeitet habe.
Auch die eine oder andere Freundschaft löste sich, weil die Wellenlänge nicht mehr stimmte.
Damit komme ich gut zurecht. Es entstanden neue Kontakte, um meine neue entdeckte Interessen und Fähigkeiten zu teilen und mich auszutauschen und zu inspirieren.

Ich habe mich meinem Leben und meiner Gesundheit verschrieben, bin mir selbst treu,
in Worten und Taten,
bin ich aus mir heraus so stark, dass ich nicht mehr in das alte, zerstörerische Energiefeld der Sucht falle.
Lernen, für mich ein lebenslanger Prozess!

Gesellschaftlich nehme ich ein Energiefeld in weiten Teilen wahr, das im Opfermodus agiert und von Abhängigkeit und Coabhängigkeit lebt. Daraus bin ich erwachsen und fühle mich frei.
Das heißt nicht, dass die Herausforderungen in meinem Leben alle verschwunden sind.
Im Gegenteil: Ich bin ein Mensch, der sein Leben und sich selbst immer weiter erforschen möchte und Herausforderungen gibt’s genug….siehe die Herausforderung der momentanen Gesundheitskrise.

Die Liebe zur Natur ist eine meiner Kraftquellen,
die Liebe zu mir selbst und zum Leben pflege ich.
Ich liebe meine Familie
ich lebe meine Berufung, Menschen Raum zu geben, sich selbst kennen zu lernen, dabei ihre alten missbräuchlichen und selbstschädigenden Muster zu verändern…. hin zu gelingender Selbstfürsorge.

Ich vertrauen der göttlichen Kraft, diese allumfassende, bedingungslose Liebe ist die stärkste Kraft,die uns nährt und heilt.

Bild und Text: Gertraud Fischer

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